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Mir dünkt, es stürmt und drängt.

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Sturm und Drang. Ein Schauspiel.
… im, nun ja, mittlerweite schon 2. Akt. Da bin ich also wieder. Zurück in der Zukunft, gewissermassen. In der Vergangenheit wars aber auch nicht schlecht. Johann Wolfgang von Goethe etwa gehörte ja irgendwie schon zu den Stürmern und Drängern, dann aber auch irgendwie wieder nicht, vielleicht weil er zu alt und weise wurde, unter anderem erteilte er mir zB folgenden anmutigen Rat:

Wer will denn alles gleich ergründen!
Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden.
Hier hilft nun weiter kein Bemühn!
Sind’s Rosen, nun, sie werden blühn.

However, mein 70er Jahre Testbild nervte mich langsam, und dann dachte ich, dann kannst Du auch gleich ganz umziehen, hab dann meinen alten Namen auch gleich an den Nagel gehängt und im alten Wohnzimmer hängen lassen. Bleibt also eigentlich nur, das neue Zimmer Zug um Zug mit neuem Leben zu erfüllen – ganz einfach indem ich hier bin und ab und zu was an die Wand schreibe.

Vielfältiger soll es jedenfalls werden. Politik? Ja klar, aber eher nicht zu tagesaktuell, sondern eher an Themen orientiert, die mich langfristig und nachhaltig interessieren, je nachdem was mir eben so über den Weg läuft. Demokratie, Grundrechte, Freiheitswerte sind immer wieder in neuem Licht zu überdenken, auch wenn das heute dann immer gleich so bedeutungsschwer klingt wie “Bildungszukunft” oder “Steuergerechtigkeit” oder “Migrationsströme” oder “Grundeinkommen”.

Und daneben auch vieles Andere: Kultur, Wissenschaft, Medien, Netz… so im groben. Wobei mein eigenes Lebensthema eben irgendwo diese geistigen Bastionen sind, die ich immer wieder wahrnehme oder wahrzunehmen glaube. Wo’s für mich besonders spannend wird, das ist eben immer dann, wenn etwas das wir gestern für geradezu selbstverständlich, vielleicht sogar “offensichtlich”, “logisch”, “eh kloar” gehalten haben heute entweder plötzlich oder auch graduell in ganz anderem Licht erscheint. Darüber möcht ich daher hier besonders gerne schreiben – denn auch meine irgendwo so zwischen alten Nazis, Kreisky, Tschernobyl, Ronald Reagan und Michael Gorbatschow sozialisierte Hippiebeamtenkindergeneration ist vor der geistigen Erstarrung alles andere als gefeit. Sie hat es sich aber noch verdammt wenig bewusst gemacht – aber wahrscheinlich ist sie damit vermutlich eh auch kein Jota weniger starrsinnig als alle vorangegangenen Generationen.

Ein paar Worte möchte ich zu meiner Gemütsverfassung verlieren, als ich letzten November nach einem Jahr Bloggen mein Testbild einlegte: zeitweise schien es mir wirklich vollkommen sinnlos zu sein, sich in irgendeiner Form an einem öffentlichen, “demokratischen” Diskurs beteiligen zu wollen. Der Staat, der nicht zu ändern ist macht eben auch etliche seiner wachesten Bürger zu solchen, die sich nicht mehr so recht bewegen mögen. Und der gelernte Österreicher ist ein Homo Oeconomicus und sagt sich kosten-nutzen-mässig eigentlich völlig realistisch und grundvernünftig: “Wozu auch – es bleibt ja eh alles beim alten.” Und dazu kommt: gerade die Politik ist heute etwas, an dem man als “einfacher”, sein eigenes Leben einigermassen erfolgreich meisternder “Bürger” gar nicht mehr so wirklich anstreifen will. Sie ist im Grunde schmutzig, peinlich, grotesk, unwürdig, so analysieren viele, mir durchaus nachvollziehbar. Ich sage: sie ist also all das, was viele ihrer Vertreter so gerne ebenso pauschal auf “die” Wirtschaft projizieren – das jeweils eigene Umfeld verändert die Wahrnehmung der jeweiligen “Aussenwelt” könnte man auch schlussfolgern…

Und dann wieder will ich eben kein solcher öder Realist sein, momentan noch keiner von Momos grauen Herren werden: wenn ich mich selbst ernst nehmen will, dann darf ich mir eben auch nicht “zu gut” sein. Was nämlich gar nicht geht ist Eigenverantwortung nur nörglerisch einzufordern und selbst in keiner Weise zu leben, heimlich über die Feigheit von Mächtigen zu schimpfen, aber selbst in keiner Weise mutig zu sein. Und daher orientiere ich mich eben auch nicht nur an Goethe, sondern zB auch an Erich Fried, zeitgenössischer (naja, ok, wir denken hier in grossen Dimensionen) Stürmer und Dränger auf die ihm eigene Art:

Wer will, daß die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, daß sie bleibt.


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